Ein Jahrhunderfund

Die Geschichte

Vor 2500 Jahren - auf den Höhen südlich der Enz findet ein prunkvolles Begräbnis statt. In einer großen Holzkammer wird ein Mann bestattet, dessen Reichtum und Geltung sich an den  glanzvollen Beigaben zeigt, die ihm ins Grab folgen. Bald erhebt sich ein mächtiger, weithin sichtbarer Hügel über seiner Grabstätte.

1978 - der Grabhügel ist längst abgetragen, das Grab wird wiederentdeckt! Es ist über Jahrhunderte unangetastet geblieben! Die moderne Ausgrabung und die darauf folgenden jahrelange Forschungsarbeiten schaffen die Voraussetzung, die Grabkammer mit ihrer prunkvollen Ausstattung detailgetreu zu rekonstruieren.

1991 - Das Keltenmuseum Hochdorf/Enz wird eröffnet. Es ist dem „Keltenfürsten von Hochdorf", seiner Zeit und seiner Kultur gewidmet. An der Grabkammer stehend, erleben wir die Bestattung in all ihrem Prunk heute genauso wie die Zeitgenossen des Keltenfürsten vor 2500 Jahren. Weit über eine halbe Million Besucher haben sich seither hier am Originalschauplatz in die Zeit der Kelten zurückversetzen lassen - im Museum des Jahrhundertfundes von Hochdorf.

Keltendorf

Die Epoche der frühkeltischen "Fürsten"

Eine Entdeckung von Weltrang im Acker von Hochdorf. In Südwestdeutschland, der Mittelschweiz und Ostfrankreich wurden im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. Großgrabhügel mit reich ausgestatteten Gräbern angelegt. Schon bald nach den ersten Untersuchungen im 19. Jahrhundert begann man, diese prunkvollen Bestattungen mit frühkeltischen „Fürsten" in Verbindung zu bringen, ein Begriff, der sich schließlich einbürgerte.

Die meisten Großgrabhügel gruppieren sich um befestigte Bergsiedlungen, die „Fürstensitze". Man gelangte zu der Auffassung, dass von diesen zentralen Orten aus größere Gebiete politisch und wirtschaftlich beherrscht wurden.

Einer dieser Fürstensitze ist der Hohenasperg, in dessen Umgebung sich einige der typischen monumentalen Grabhügel befinden.

Grabungen älterer Zeit stießen jedoch stets auf bereits beraubte und geplünderte Grabkammern. Aus diesem Grund stellt die Entdeckung des Fürstengrabes von Hochdorf einen Glücksfall dar. Im Laufe der Jahrhunderte war der mächtige Grabhügel abgetragen worden, das darunterliegende Grab blieb unversehrt.

Seit 1968 beobachtete die ehrenamtliche  Beauftragte des Landesdenkmalamtes Baden- Württemberg, Renate Leibfried, immer wieder ausgepflügte Steinbrocken im Acker. Ihrer Aufmerksamkeit ist es zu verdanken, dass die Archäologische Denkmalpflege den Fundort genauer untersuchte und den ehemaligen Großgrabhügel erkannte.

Wegen der akuten Gefährdung durch die landwirtschaftliche Nutzung wurde der Grabhügel in den Jahren 1978/79 unter der Leitung von Dr. Jörg Biel vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg vollständig ausgegraben.

Mit den modernsten damals zur Verfügung stehende Forschungsmethoden ging man an die Durchführung der Grabung. Die späte Entdeckung des Fürstengrabes sollte ein Glücksfall für die archäologische Forschung werden.

Die Arbeit der Archäologie

Spuren menschlicher Tätigkeiten haben sich über Jahr­tausende im Boden erhalten. Aus den In­for­ma­tionen, die Funde und Befunde liefern, versuchen Archäologen die Ge­sell­schaft, Lebens­weise, Umwelt und Geschichte unserer Vor­fahren zu rekonstruieren. Voraus­setzung hierfür ist die genaue Do­ku­mentation von Funden und Befunden: exakte Ver­messung, foto­gra­fische und zeichnerische Auf­nahme, präzise Be­schrei­bung und vorsichtige Ber­gung. Sie allein belegt einen dann nicht mehr vor­handenen Zu­stand, da jede wissen­schaftliche Aus­grabung zugleich auch Zer­störung bedeutet. Die wissen­schaftliche Aus­wertung einer archäologischen Aus­grabung stützt sich auf die Doku­mentation der Befunde, auf Beobachtungen bei der Restaurierung der Funde und auf verschiedenartige natur­wissenschaftliche Untersuchungen.

So sind Tierknochen oder botanische Reste oft aussagekräftiger als  spektakuläre Goldfunde. Diese zahlreichen Einzelinformationen werden mit Bekanntem verglichen und fügen sich schließlich als Mosaikstein in das geschichtliche Gesamtbild ein, verändern oder bestätigen es.

Die Originalfunde des Hochdorfer Fürstengrabes werden im Landesmuseum Württemberg im Stuttgarter Alten Schloss aufbewahrt.

Der Museumsrundgang

Das Keltenmuseum Hochdorf/Enz ist ein kommunales Museum in der Trägerschaft der Gemeinde Eberdingen. Es wurde am 25. Mai 1991 eröffnet.

Das Museum ist dem frühkeltischen Fürstengrab von Hochdorf mit seinen einmaligen Funden und Befunden aus der Zeit um 540 v. Chr. gewidmet. Die Fülle der Erkenntnisse über den Lebensstil der Hallstattfürsten, die man bei den wissenschaftlichen Untersuchungen dieses außergewöhnlichen Grabes gewonnen hat, stellt das Museum in anschaulicher Weise dar. Das Museumsgebäude greift Elemente des Grabbaus auf und übersetzt sie in moderne Formen­sprache.

Über den Bau spannt sich ein 60 m breiter und 6 m hoher Metallbogen, der die ursprünglichen Abmessungen des mächtigen Grabhügels sichtbar macht. Die Grabkammer selbst befindet sich, wie bei den Grabungen angetroffen, unterirdisch im Zentrum der Hügelkonstruktion.

Bei seinem Rundgang findet der Besucher Antworten auf die Fragen:

  • Wie arbeitet die Archäologie?
  • Wie lebten die Menschen in frühkeltischer Zeit?
  • Was erzählen die Funde über den Alltag der Bevölkerung, ihre wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse.

Das keltische Gehöft

Die Funde der Ausgrabung erzählen vom Alltag der Menschen in frühkeltischer Zeit und geben Einblick in die Handwerke, die am Ort ausgeübt wurden. Dass die Siedlung von Hochdorf etwas Besonderes war, belegen herausragende Fundobjekte: die älteste Feinwaage, die jemals nördlich der Alpen gefunden wurde und Fragmente von Trinkschalen, die im 5. Jahrhundert. v. Chr. aus dem fernen Athen importiert worden waren.

Die Grabungen ergaben Grundrisse von mehreren Hofanlagen. Auf der Basis dieser Befunde  entstand der Nachbau eines keltischen Gehöfts im Freibereich neben dem Keltenmuseum.

An den Wochenenden von Mai bis August findet hier das Sommerprogramm  des Keltenmuseums mit Vorführungen, Kursen und Mitmachaktionen statt.

Der wiederaufgeschüttete Grabhügel

Bei seiner Entdeckung war der Fürstengrabhügel von Hochdorf bis auf eine unmerkliche Bodenerhebung abgetragen. Nach seiner Wiedererrichtung 1987 bildet er heute mit seinem Durchmesser von 60 m, seiner Höhe von 6 m und seinem Volumen von 7.000 m³ Erde und 280 t Steinen wieder eine imposante Landmarke. Der Hügel ist frei zugänglich und einen halben Kilometer vom Museum entfernt.

der aufgeschuettete Huegel