Keltenmuseum Hochdorf/Enz

Ein Jahrhundertfund und sein Museum

 



Die Epoche der frühkeltischen „Fürsten" und eine Entdeckung
von Weltrang im Acker bei Hochdorf


In Südwestdeutschland, der Mittelschweiz und Ostfrankreich wurden im 6. Und 5. Jahrhundert v. Chr. Großgrabhügel mit reich ausgestatteten Gräbern angelegt. Schon bald nach den ersten Untersuchungen
im 19. Jahrhundert begann man, diese prunkvollen Bestattungen mit frühkeltischen „Fürsten" in
Verbindung zu bringen, ein Begriff, der sich schließlich einbürgerte.

Die meisten Großgrabhügel gruppieren sich um befestigte Bergsiedlungen, die „Fürstensitze".
Man gelangte zu der Auffassung, dass von diesen zentralen Orten aus größere Gebiete politisch
und wirtschaftlich beherrscht wurden.

Einer dieser Fürstensitze ist der Hohenasperg, in dessen Umgebung sich einige der typischen
monumentalen Grabhügel befinden. Grabungen älterer Zeit stießen jedoch stets auf bereits
beraubte und geplünderte Grabkammern.

Aus diesem Grund stellt die Entdeckung des Fürstengrabes von Hochdorf einen Glücksfall dar.
Im Laufe der Jahrhunderte war der mächtige Grabhügel abgetragen worden, das darunterliegende
Grab blieb unversehrt.


Seit 1968 beobachtete die ehrenamtliche  Beauftragte des Landesdenkmalamtes Baden- Württemberg, Renate Leibfried, immer wieder ausgepflügte Steinbrocken im Acker. Ihrer Aufmerksamkeit ist es zu verdanken, dass die Archäologische Denkmalpflege den Fundort
genauer untersuchte und den ehemaligen Großgrabhügel erkannte.
Wegen der akuten Gefährdung durch die land-wirtschaftliche Nutzung wurde der Grabhügel  
in den Jahren 1978/79 unter der Leitung von         Dr. Jörg Biel vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg vollständig ausgegraben.
Mit den modernsten damals zur Verfügung stehende Forschungs-methoden ging man an die Durch-führung der Grabung. Die späte Entdeckung         des Fürstengrabes sollte ein Glücksfall für die archäologische Forschung werden.


Die Arbeit der Archäologie

Spuren menschlicher Tätigkeiten haben sich über Jahrtausende im Boden erhalten.
Aus den Informationen, die Funde und Befunde liefern, versuchen Archäologen die Gesellschaft, Lebensweise, Umwelt und Geschichte unserer Vorfahren zu rekonstruieren. Voraussetzung hierfür
ist die genaue Dokumentation von Funden und Befunden: exakte Vermessung, fotografische und zeichnerische Aufnahme, präzise Beschreibung und vorsichtige Bergung. Sie allein belegt einen dann
nicht mehr vorhandenen Zustand, da jede wissenschaftliche Ausgrabung zugleich auch Zerstörung bedeutet.Die wissenschaftliche Auswertung einer archäologischen Ausgrabung stützt sich auf die Dokumentation der Befunde, auf Beobachtungen bei der Restaurierung der Funde und auf verschieden-
artige  naturwissenschaftliche Untersuchungen. So sind Tierknochen oder botanische Reste oft aussagekräftiger als  spektakuläre Goldfunde. Diese zahlreichen Einzelinformationen werden mit
Bekanntem verglichen und fügen sich schließlich als Mosaikstein in das geschichtliche Gesamtbild
ein, verändern oder bestätigen es.

Die Originalfunde des Hochdorfer Fürstengrabes werden im Landesmuseum Württemberg 
im Stuttgarter Alten Schloss aufbewahrt.

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